Mit Konzerten von Mr. E verhält es sich ähnlich wie mit einem alten Schulfreund. Bevor man ihn trifft, weiss man nicht so recht warum schon wieder. Verbringt man dann aber einen Abend zusammen, ist diese unglaubliche Verbundenheit da so, als ob es nie anders gewesen wäre.
Die Eels starten unspektakulär wie eine schon etwas angestaubte Rock’n Roll Band. Alle Bandmitglieder haben coole Sonnenbrillen auf. Das einzige Accessoire sind die stimmungsvollen Lampen, die den Retrolook der Band unterstreichen. Mark Oliver Everett steht ganz links und lässt der Band genügend Raum. Sehr charismatisch agiert The Chet ab der E-Gitarre. Der Saal ist voll und die Zuhörer sind älter geworden. Also doch fast ein etwas gross geratenes Klassentreffen. Die aktuelle Besetzung besteht neben Mr. E (Mark Oliver Everett) aus The Chet (Chet Lyster) an der Gitarre, Kool G Murder (Kelly Logsdon) am Bass und Knuckles (Derek Brown) am Schlagzeug. Die drei Kollegen werden vom Chef sehr unterhaltsam vorgestellt.
Vom ersten Moment an ist diese Verbundenheit da, die Mark Oliver Everett hegt und pflegt. Immer wieder streut er kleine Wortspiele zwischen den Songs ein und spart nicht mit lieb gemeinten Fluchwörtern über seine Freude hier zu sein. Und die Musik? Fühlt sich gut an, trotz all der Schwermut in den Liedertexten. Das Publikum weiss ob der eigenen Lebenserfahrung, dass es selten im Leben geradeaus läuft. Man fühlt sich verbunden durch die Musik. Wer Mr. E und sein Leben ein klein bisschen kennt der weiss, dass er erlebt hat wovon er singt. Kaum einer von uns hat so viele Schicksalsschläge einstecken müssen. Dass E oben auf der Bühne steht und immer noch zu Scherzen aufgelegt ist, kann entweder bedeuten dass er durch die Musik sehr gut mit seinen Erlebnissen umgehen kann oder uns ganz einfach etwas vormacht. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir auch von unserem alten Schulfreund nicht mehr, als er uns Preis geben will. Es scheint aber fast so zu sein, als ob Everett wieder zur Freude zurückgefunden hat.
Blue Jeans Rock’n Roll
Die Stimmung ist grossartig, das Publikum feiert und hat Freude. Die Band spielt wie aus einem Guss, die Songs kommen mit viel Schwung und Spielfreude. E besticht wie immer mit viel Selbstironie. Es ist schwierig einen Song besonders hervorzuheben. Neben fünf Coversongs von The Who, den Stones, Prince, Brian Wilson und der Country Sängerin Bobbie Gentry spielen die Eels natürlich auch viele Klassiker aus dem eigenen Fundus. Wie man es gewohnt ist, wird Vieles neu interpretiert. Immer wieder stellt sich Mr. E an den Bühnenrand und gestikuliert Umarmungen. Heute Abend wird vor allem gerockt. Es scheint fast so, als wollten Everett und seine Jungs den Blues mit Rock’n Roll davontreiben! Die reguläre Setlist endet mit PS. You Rock My World, dem Song mit der unglaublichen Zeile: And I was thinkin› ‹bout how everyone is dying, and maybe it’s time to live.
Mit zwei weiteren Zugabeblöcken, dabei auch dem Klassiker Mr. E’s Beautiful Blues geht ein sehr unterhaltsamer Abend zu Ende. Gute Musik, tolle Stimmung und viele fröhliche Gesichter.
weitere Info’s
- Portrait Mark Oliver Everett NZZ
SETLIST
- Out in the Street (The Who cover)
- Mississippi Delta (Bobbie Gentry cover)
- Raspberry Beret (Prince cover)
- Bone Dry
- Flyswatter
- Dog Faced Boy
- I Need Some Sleep
- Dirty Girl
- Daisies of the Galaxy
- Prizefighter
- She Said Yeah (The Rolling Stones cover)
- Tremendous Dynamite
- Open My Present
- You Are the Shining Light
- My Beloved Monster
- I’m Going to Stop Pretending That I Didn’t Break Your Heart
- I Like the Way This Is Going
- Little Joe!
- Today Is the Day
- Novocaine for the Soul
- Souljacker, Part I
- I Like Birds
- P.S. You Rock My World
Encore:
- Fresh Feeling
Encore 2:
- Mr. E’s Beautiful Blues
- Fresh Blood
- Love and Mercy (Brian Wilson cover)
- Blinking Lights (For Me) / Wonderful, Glorious
Quelle: setlist.fm